Wir laden ein zu einer informativen Reise durch das Staatsgebiet Pakistans und die Megapolis Karachi.
Pakistan
Geschichtlicher Hintergrund
Bereits im 3. Jahrtausend v.Chr. war das Staatsgebiet des heutigen Pakistan Sitz einer der ältesten Hochkulturen der Welt, der Indus-Kultur. Ausgrabungen im Pundjab (Harappa) und in Sindh (Mohenjo Daro) geben Zeugnis von den Leistungen der Menschen in Städtebau, Wissenschaft und Kultur, sowie von deren weitreichenden Handelsbeziehungen. Die Ursachen des Untergangs dieser Kultur liegen bis heute im Dunklen.
Mohenjo Daro – ca 2600 Jahre vor Chr. aus gebrannten Lehmziegeln erbaut, eine der größten und ältesten Städte der Welt
Im 1. Jahrhundert vor Chr. bis zum 3. Jahrhundert nach Chr. war das Gebiet des heutigen Pakistan Teil des Kuschana-Reiches, anschließend unterstand es der Herrschaft der altindischen Gupta-Dynastie.
Neben den Einflüssen des Hinduismus und Buddhismus prägte ab dem 8. Jahrhundert vor allem der Islam die Geschichte in dem Teil des indischen Subkontinents, der heute Pakistan umfasst. Von ca. 1000 n. Chr. bis ins 19. Jahrhundert war das Gebiet Teil verschiedener islamischer Reiche.
Mit der kolonialen Vereinnahmung des gesamten indischen Subkontinents durch die Britische Ostindien-Kompanie wurde der indische Subkontinent Teil des britischen Empires und ging 1858 direkt in den Besitz der Krone über.
Im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung Indiens (Gründung des Indischen Nationalkongresses 1885) versuchten die Vertreter des muslimischen Bevölkerungsteils zunächst, mit der Gründung der Muslim-Liga 1906 ihren Einfluss auf die weitere politische Entwicklung zu wahren, was jedoch an der Dominanz der hinduistischen Mehrheit des Kongresses scheiterte.
Muhammad Ali Jinnah (1876-1948), Anführer der pakistanischen Unabhängigkeitsbewegung, trieb als erster Generalgouverneur Pakistans und Präsident seiner verfassunggebenden Versammlung die Gründung eines eigenen Staates voran. Er betonte sowohl die Vision eines säkularen Staates, als auch die Bedeutung des Islam als gemeinsame Staatsidee: „Sie mögen irgendeiner religiösen Kaste oder einem Glauben angehören – dies hat nichts mit der Aufgabe des Staates zu tun. Im Laufe der Zeit werden Hindus aufhören Hindus und Muslime aufhören, Muslime zu sein, nicht im religiösen Sinne, weil dies das persönliche Bekenntnis jedes Individuums ist, sondern im politischen Sinne als Bürger des Staates.“
Jinnah starb 1948 bevor eine Verfassung für Pakistan beschlossen werden konnte.
Jinnahs Mausoleum in Karachi
Staatsgründung
DieIslamische Republik Pakistan wurde am 14. August 1947 gegründet, nachdem die Verhandlungen über eine gleichberechtigte Teilhabe der muslimischen Bevölkerungsteile im neu entstehenden unabhängigen Indien (Staatsgründung 15. August 1947) endgültig gescheitert waren.
Der 14. August wird jährlich landesweit als Feiertag begangen
Die Trennung der beiden Teile Britisch-Indiens, bekannt als „Separation“, war begleitet von einem zwangsweisen Bevölkerungsaustausch, dem nach Schätzungen weit über 700 000 Menschen zum Opfer fielen. Die erste pakistanische Verfassung wurde am 23. März 1956 in Kraft gesetzt. Sie sprach u.a. sowohl Männern als auch Frauen das Wahlrecht zu. In den folgenden Jahren wechselten sich unterschiedliche Staatsformen ab:
1958 ersetzte Ayub Khan die 1. Verfassung durch das Kriegsrecht. Die Verfassung von 1962 wurde 1969 ausgesetzt und 1972 abgeschafft. 1973 wurde in einer weiteren Verfassung eine parlamentarische Demokratie im Einklang mit dem Koran erstellt. Eine Sharia Gerichtsbarkeit und ein ‚Council of Islamic Ideology‘ wurden geschaffen.
Die Verfassung von 1973 legte in § 25 A das Recht eines jeden Kindes auf Bildung fest: „Der Staat stellt allen Kindern in Alter von fünf bis sechzehn Jahren unentgeldlichen und obligatorischen Unterricht in der vom Gesetz festgelegten Form zur Verfügung.“
Ein Staatsstreich setzte 1977 die Verfassung von 1973 außer Kraft. 1985 wurde sie jedoch wieder hergestellt mit der 8. Änderung, die eine Machtverlagerung vom Parlament zum Präsidenten festlegte. 2004 wurde mit der 9. Änderung der Parlamentarismus festgeschrieben. Im Jahr 2010 wurde schließlich die Staatsform der parlamentarischen Republik erreicht.
Die Islamische Republik Pakistan ist föderal gegliedert und setzt sich aus den Provinzen Belutschistan, Khyber Pakhtunkhwa, Punjab und Sindh zusammen, die jeweils eine eigene, vom Volk gewählte Provinzversammlung haben. Das Hauptstadtterritorium Islamabad wird unmittelbar von der pakistanischen Zentralregierung verwaltet, ebenso das unter pakistanischer Kontrolle stehende Gilgit-Baltistan in der von Indien beanspruchten Region Kaschmir. Zu letzterer gehört auch das teilautonome Gebiet Asad Jammu und Kaschmir.
Politische Lage in Pakistan
Politische Instabilität ist ein Merkmal Pakistans von Anfang an. Bereits am 27. Oktober 1958, also 11 Jahre nach der Staatsgründung, fand der erste Militärputsch statt (General Muhammad Ayub Khan). Dieser Militärregierung folgten im Verlauf der Zeit weitere nicht-demokratische Regimes (1977 – 1988 sowie 1999 – 2008), was der Entstehung einer starken und widerstandsfähigen Zivilgesellschaft entgegen stand.
Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan bestehen bis heute fort. Hauptstreitpunkt ist die Frage, welchem der beiden Staaten die Provinz Kaschmir zusteht. Verschärft wird eine potentielle Gefahr dadurch, dass sowohl Indien als auch Pakistan über Atomwaffen verfügen.
Aber nicht allein die Streitigkeiten mit Indien, die noch aus der britischen Kolonialherrschaft resultieren, beeinflussen die Politik des Landes, auch Pakistans geografische Lage stellt ein hohes Konfliktpotential dar.
Außer der Grenze zu Indien, hat Pakistan im Westen mit Iran und Afghanistan und im Norden mit China weitere Nachbarn, die in den vergangenen Jahrzehnten Schwerpunkte weltweiter ideologischer, machtpolitischer und nicht zuletzt auch kriegerischer Auseinandersetzungen waren.
Die nördlichen Provinzen Pakistans, Wasiristan und die unter Bundesverwaltung stehenden Stammesgebiete, sind von der pakistanischen Zentralregierung kaum zu kontrollieren und gelten als Rückzugsgebiete bewaffneter Gruppen mit unterschiedlichen Zielsetzungen.
Sonnenuntergang mit Blick auf den Rakaposhi (7788m) von Eagle Nest in Hunza
Die innenpolitischen Probleme seit der Staatsgründung 1947 verstärkten sich zusätzlich durch die besondere geografische Ausgangslage der Islamischen Republik Pakistan: Der Staat bestand ursprünglich aus zwei Teilen, West- und Ostpakistan, die 1500 km von einander entfernt waren. Dies führte zu Spannungen und Konflikten über die Verteilung politischer und ökonomischer Macht und endete schließlich in militärischen Auseinandersetzungen, bei denen die ostpakistanischen Separatisten von der indischen Regierung unterstützt wurden. Schließlich erkämpfte sich der östliche Teil der Republik 1971 die Unabhängigkeit unter dem Namen Bangladesch.
Klima
In Pakistan herrscht überwiegend kontinentales Trockenklima, das durch heiße Sommer und kühle Winter geprägt ist. So liegt die durchschnittliche Tagestemperatur bei etwa 35 bis 36 Grad Celsius. Im Punjab werden Höchstwerte bis 45 Grad Celsium erreicht, an der Küste bis 30 Grad Celsius.
Wie schon im Jahr 2010, zerstörte auch die Flutkatastrophe im Sommer 2022 riesige landwirtschaftlich genutzte Flächen, dazuhin Häuser, Brücken, Straßen und andere Transportwege und forderte circa 1700 Todesopfer. Mehr als 33 Millionen Menschen waren ohne Unterkunft. In den folgenden Wochen starben viele Menschen an Krankheiten wie Malaria, Durchfallerkrankungen und Dengue-Fieber.
Die zunehmende Stärke der Niederschläge und die stärker abschmelzenden Gletscher im Himalaya erhöhen die Überschwemmungsgefahr erheblich.
Sicher tragen auch regulierte Flussbetten, die Abholzung weiter Flächen und planlos gebaute Städte zum Ausmaß der Flutkatastrophe bei. Fakt ist jedoch, dass Pakistan weniger als ein Prozent des weltweiten CO2 ausstößt. Trotzdem liegt es weltweit an achter Stelle der vom Klimawandel betroffenen Staaten.
Bevölkerung
Pakistan steht mit einer Bevölkerung von mehr als 212 Millionen Einwohnern weltweit an 6. und mit einer Landfläche von ca. 800.000 Quadratkilometern an 36. Stelle.
Das Land ist geprägt von ethnischer Vielfalt. Die sechs größten Gruppen bilden (im Jahr 2021) die Pandschabi mit einem Anteil von ca. 44,7%, die Paschtunen (15,4%) und Sindhi (14,1%), gefolgt von Saraiki (8,4%) und Muhajir (7,6%) sowie den Belochi (3,6%). Andere ethnische Gruppen sind auf 6,2% der Bevölkerung verteilt.
Thementag an der Maan Jee School: Schülerinnen in Alltagskleidung aus Belutschistan
In den verschiedenen ethnischen Gruppen werden über 50 Sprachen im Land gesprochen. Urdu ist die offizielle Landessprache und wird von mehr als 80% der Bevölkerung verstanden. Urdu und Englisch sind die beiden Amtssprachen.
Soziale Lage
Pakistan zählt auch heute noch, gemessen an der Wirtschaftskraft, zu den armen Ländern, trotz etlicher Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten. So betrug das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahr 2022 circa 1.658 US$, im Vergleich zu etwa 48.527 US$ in Deutschland.
Die pakistanische Wirtschaft ist noch stark agrarisch geprägt. So sind im primären Sektor (Landwirtschaft) 36,7 % der Beschäftigten tätig, im sekundären Sektor (Industrie) 25,3 % und im tertiären Bereich, den Dienstleistungen, beträgt die Quote 38 % (Stand 2019).
Viele Beschäftigungsverhältnisse liegen im informellen Sektor, z.B. als Tagelöhner, was unter anderem zur Folge hat, dass nahezu 30 % der arbeitenden Bevölkerung als arm gelten.
Kinderarbeit ist häufig anzutreffen, da das Einkommen der Eltern für den Unterhalt der Familie oft nicht ausreicht.
Unterernährung vieler Menschen und hohe Kindersterblichkeit sind Kennzeichen der Unterentwicklung.
Die Besitzverhältnisse auf dem Land sind häufig noch feudal strukturiert. Circa 5 % der Bevölkerung besitzen 64 % der landwirtschaftlichen Fläche. Die eigentliche Landarbeit wird meist von besitzlosen Arbeiterfamilien erledigt, die über so gut wie keinen politischen Einfluss verfügen und von den Land-besitzern abhängig sind. Die Frage einer umfassenden Landreform steht seit Jahrzehnten im Raum, lässt sich aber aufgrund der politischen Machtverhältnisse kaum einvernehmlich lösen, da z.B. viele Regierungsmitglieder selbst aus den Familien von Großgrundbesitzern stammen.
Eine ausgeprägte Landflucht als Folge der feudalen Sozialstruktur verstärkt die Massenarbeitslosigkeit in den städtischen Ballungsräumen.
Pakistans Handelsbilanz ist ungünstig, da das Land die meisten Rohstoffe einführen muss, vor allen Öl und Gas, ebenso wie Maschinen und technische Geräte. Als wichtigstes Exportprodukt gelten Baumwolle und Textilien.
Investitionshemmnisse, besonders auch für ausländische Investoren, sind die weitverbreitete Korruption, eine oft unzureichende Infrastruktur und die als instabil gesehene politische Lage des Landes.
Die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren hat zudem die Inflationsrate in die Höhe schnellen lassen und zu einer steigenden Staatsverschuldung geführt, sodass die wirtschaftlichen und damit auch sozialen Probleme vermutlich weiterhin bestehen bleiben.
Während viele der genannten Schwierigkeiten durch innenpolitische Reformen zu lösen wären, erfordern die zunehmend spürbaren Folgen des Klimawandels ein solidarisches internationales Handeln.
Obwohl Pakistan weniger als 1 Prozent des weltweiten CO2 ausstößt, steht es an achter Stelle der vom Klimawandel betroffenen Staaten.
Für die arme Bevölkerung werden die Aussichten auf eine bessere Zukunft immer geringer, wenn die Industriestaaten sich ihrer Verantwortung als Hauptverursacher des Klimawandels entziehen.
Bildung und Bildungssystem
Laut Verfassung von 1973 steht jedem Kind in Pakistan eine kostenlose Grundbildung zu. Die hohe Zahl an Analphabeten zeigt jedoch, dass dieser Anspruch nicht in die Realität umgesetzt wird. So konnten im Jahr 2018 nur 46,5 % der Frauen und 71,1 % der Männer lesen und schreiben.
Das Schulsystem baut sich folgendermaßen auf:
5jährige Grundstufe (ab 5 Jahre)
3jährige Lower Secondary School
2jährige Secondary School mit einer Prüfung (SSC = Secondary School Certificate)
2jährige Higher Secondary School (Abschluss berechtigt zum Besuch einer Universität) Ca. 60% der SchülerInnen beenden die Schule nach der Mittelschule. Jedoch bedeutet dies nicht, dass 40% eine Hochschulzulassung erwerben, sondern dass sie bereits vorher die Schule verlassen haben. Besonders in ländlichen Regionen ist die Abbruchquote bei Mädchen extrem hoch, da deren Bildung weniger Wert zugemessen wird. Hinzu kommt besonders in ärmeren Wohngebieten häufig auch die Angst vieler Eltern vor einer nicht sicheren Schulumgebung, z.B. durch einen zu weiten Schulweg, auf dem die Kinder nicht geschützt sind. In urbanen Armutsgebieten werden dazuhin Kinder früh zum Arbeiten eingesetzt, um das Überleben der Familie zu sichern.
Im internationalen Vergleich stellt der Staat zu wenig Geld für Bildung zur Verfügung. Während im Jahr 2017 im OECD-Durchschnitt 4,9% des BIP für die Bildung ausgegeben wurden, waren es in Pakistan nur 2,9%. Auch das Verhältnis von SchülerInnenzahl je Lehrkraft ist in Pakistan wesentlich ungünstiger als in Deutschland. Während in Deutschland in der Primarstufe durchschnittlich je 16 SchülerInnen pro Lehrkraft gerechnet werden (gleiches gilt für die Sekundarstufe), beträgt dieses Zahlenverhältnis in Pakistan 1:44 (Primarstufe) und 1:20 (Sekundarstufe).
Lehrerinnenkonferenz an der MJWSS
Die pakistanische Lehrerausbildung ist reformbedürftig. An den Universitäten gibt es häufig überhaupt keine Lehrstühle für eine qualifizierte Ausbildung des Lehrpersonals, und die vermittelten Inhalte entsprechen häufig nicht den Anforderungen der heutigen Zeit.
Zentraler Aspekt der Ausbildung ist das Auswendiglernen. Kompetenzen zur Problemlösung und Kommunikationsfähigkeit werden meist nicht trainiert.
Der geringe Verdienst pakistanischer LehrerInnen, der häufig kaum zum Überleben reicht, und die mangelhafte Ausstattung vieler öffentlicher Schulen verhindern, dass die laut Verfassung allen Kindern und Jugendlichen zustehende Grundbildung umgesetzt wird. Häufig erscheinen Lehrer an staatlichen Schulen nicht zum Unterricht, weil sie an anderer Stelle für ihren Lebensunterhalt arbeiten müssen. Private Schulen erheben zur Finanzierung ein Schulgeld, das von vielen Eltern nicht aufgebracht werden kann. Eine Bildungsmöglichkeit für Kinder aus armen Bevölkerungsschichten stellen die kostenlosen Koranschulen (Medressen) dar, die jedoch vom Staat nicht ausreichend kontrolliert werden.
Karachi
Karachi ist die größte Stadt Pakistans und zählt mit nahezu 30 Millionen Einwohnern zu den größten Städten weltweit. Außerhalb der Kernstadt ist Karachi kein zusammenhängendes Stadtgebiet, sondern eher mit einer kleinen Provinz von der Größe des Saarlandes vergleichbar.
Karachi ist ein Schmelztigel vieler Ethnien, Sprachen und Religionen. Im Zuge der Staatsgründung Pakistans 1947 wurde Karachi die Hauptstadt des Landes. 1959 ging allerdings diese Funktion auf Islamabad über. Karachi ist heute die Hauptstadt der Provinz Sind.
Frere Hall – 1865 von Engländern als Rathaus erbaut – heute Ausstellungsraum und Bücherei
Klima
Karachi liegt im Süden des Landes am Arabischen Meer, am Rand der tropischen Klimazone.
Sicht vom Arabischen Meer auf die stark von Abholzung bedrohten Mangrovenwälder vor Karachi
Die Wintermonate sind mit Durchschnittstemperaturen um die 20 Grad Celsius angenehm warm und meist trocken, die Sommermonate (ab März) allerdings heiß, oft deutlich über 40 Grad Celsius mit steigender Tendenz und durch die Monsunregen auch feucht. Die zunehmende Stärke dieser Niederschläge erhöht die Überschwemmungsgefahr erheblich.
Bunt bemalte und geschmückte Busse, Lastwagen und Rikschas prägen das Straßenbild
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Region um Karachi ist seit Jahrtausenden besiedelt. Es wird vermutet, dass Alexander der Große bei seinen Zügen nach Indien hier seine Flotte stationiert haben könnte.
Schon während der britischen Kolonialzeit war Karachi ein bedeutender Hafen. Heute ist die Stadt das wirtschaftliche, kulturelle und Produktionszentrum Pakistans. Im Jahr 2021 wurden ca 35 % der Steuereinnahmen des Landes hier erwirtschaftet, sowie ca. 25 % des gesamten Bruttosozialprodukts. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen ist vier- bis fünfmal so hoch wie im Landesdurchschnitt.
Nahezu alle großen Unternehmen und Banken des Landes sowie Niederlassungen internationaler Konzerne haben ihren Sitz in Karachi. Die Stadt ist Standort wichtiger Universitäten, Hochschulen und Business Schools.
Bekannte Sehenswürdigkeiten sind Mohatta Palace, das Mausoleum für den Staatsgründer Jinnah, die Frere Hall und viele sehenswerte Bazare und Straßenmärkte.
Mohatta Palace – 1927 von einem indischen Geschäftsmann erbaut, dient heute als Museum
Soziale Lage
Trotz der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung der Stadt für das ganze Land gibt es viele ungelösteProbleme, angefangen bei der unzureichenden Verkehrsinfrastruktur, der ungeregelten Abfall- und Abwasserentsorgung bis hin zum Fortbestand großer Siedlungsgebiete praktisch ohne jede kommunale Infrastruktur. Diese Ansiedlungen auf unbebautem Land waren seit 1950 durch die Regierung erlaubt worden, um Flüchtlinge aus anderen Provinzen oder Indien, die kurz nach der Unabhängigkeit zuzogen, irgendwie unterzubringen. Die ‚Nusrat Bhutto Colony‘ in der sich die Maan Jee School befindet, gehört zu einer solchen Ansiedlung. Sie entstand allerdings erst ab den 1980er Jahren nach Beginn des russischen Angriffskrieges in Afghanistan. Menschen aus den nördlichen, an Afghanistan grenzenden Provinzen, die sich ethnisch nicht von Bewohnern des südlichen Afghanistans unterschieden (Pashtunen), flohen nach Karachi um dort Schutz und Arbeit zu finden.
Noch heute wohnt beinahe die Hälfte der Bevölkerung Karachis in solchen ‚wild‘ erbauten Stadtteilen ohne ausreichende Wasser- und Energieversorgung, in denen Schulen, Krankenhäuser und andere Infrastruktur fehlen. Aufgrund mangelnder Instandhaltung und Überwachung der Abwasserkanäle forderte die Flutkatastrophe im Sommer 2022 besonders viele Opfer in den ehemals geduldet entstandenen Siedlungen.
Eine hohe Rate an Gewaltkriminalität entstand in Karachi in der Folge des sowjetisch-afghanischen Krieges in den 1980er Jahren, als unkontrolliert große Mengen an Waffen ins Land strömten. Diese Entwicklung wurde seit einigen Jahren erfolgreich gestoppt, sodass Karachi inzwischen im weltweiten Kriminalindex vom traurigen 6. Platz im Jahr 2014 auf Platz 144 gefallen ist (Numbeo Crime Index 2023). Dies hat unter anderem zur Folge, dass seit 2015 die Immobilienpreise stiegen und sich inzwischen vielerorts gehobene Geschäfte und Restaurants etablieren konnten.
Land und Leute
Land und Leute
Wir laden ein zu einer informativen Reise durch das Staatsgebiet Pakistans und die Megapolis Karachi.
Pakistan
Geschichtlicher Hintergrund
Bereits im 3. Jahrtausend v.Chr. war das Staatsgebiet des heutigen Pakistan Sitz einer der ältesten Hochkulturen der Welt, der Indus-Kultur. Ausgrabungen im Pundjab (Harappa) und in Sindh (Mohenjo Daro) geben Zeugnis von den Leistungen der Menschen in Städtebau, Wissenschaft und Kultur, sowie von deren weitreichenden Handelsbeziehungen. Die Ursachen des Untergangs dieser Kultur liegen bis heute im Dunklen.
Im 1. Jahrhundert vor Chr. bis zum 3. Jahrhundert nach Chr. war das Gebiet des heutigen Pakistan Teil des Kuschana-Reiches, anschließend unterstand es der Herrschaft der altindischen Gupta-Dynastie.
Neben den Einflüssen des Hinduismus und Buddhismus prägte ab dem 8. Jahrhundert vor allem der Islam die Geschichte in dem Teil des indischen Subkontinents, der heute Pakistan umfasst. Von ca. 1000 n. Chr. bis ins 19. Jahrhundert war das Gebiet Teil verschiedener islamischer Reiche.
Mit der kolonialen Vereinnahmung des gesamten indischen Subkontinents durch die Britische Ostindien-Kompanie wurde der indische Subkontinent Teil des britischen Empires und ging 1858 direkt in den Besitz der Krone über.
Im Zuge der Unabhängigkeitsbewegung Indiens (Gründung des Indischen Nationalkongresses 1885) versuchten die Vertreter des muslimischen Bevölkerungsteils zunächst, mit der Gründung der Muslim-Liga 1906 ihren Einfluss auf die weitere politische Entwicklung zu wahren, was jedoch an der Dominanz der hinduistischen Mehrheit des Kongresses scheiterte.
Muhammad Ali Jinnah (1876-1948), Anführer der pakistanischen Unabhängigkeitsbewegung, trieb als erster Generalgouverneur Pakistans und Präsident seiner verfassunggebenden Versammlung die Gründung eines eigenen Staates voran. Er betonte sowohl die Vision eines säkularen Staates, als auch die Bedeutung des Islam als gemeinsame Staatsidee: „Sie mögen irgendeiner religiösen Kaste oder einem Glauben angehören – dies hat nichts mit der Aufgabe des Staates zu tun. Im Laufe der Zeit werden Hindus aufhören Hindus und Muslime aufhören, Muslime zu sein, nicht im religiösen Sinne, weil dies das persönliche Bekenntnis jedes Individuums ist, sondern im politischen Sinne als Bürger des Staates.“
Jinnah starb 1948 bevor eine Verfassung für Pakistan beschlossen werden konnte.
Staatsgründung
Die Islamische Republik Pakistan wurde am 14. August 1947 gegründet, nachdem die Verhandlungen über eine gleichberechtigte Teilhabe der muslimischen Bevölkerungsteile im neu entstehenden unabhängigen Indien (Staatsgründung 15. August 1947) endgültig gescheitert waren.
Die Trennung der beiden Teile Britisch-Indiens, bekannt als „Separation“, war begleitet von einem zwangsweisen Bevölkerungsaustausch, dem nach Schätzungen weit über 700 000 Menschen zum Opfer fielen.
Die erste pakistanische Verfassung wurde am 23. März 1956 in Kraft gesetzt. Sie sprach u.a. sowohl Männern als auch Frauen das Wahlrecht zu. In den folgenden Jahren wechselten sich unterschiedliche Staatsformen ab:
1958 ersetzte Ayub Khan die 1. Verfassung durch das Kriegsrecht. Die Verfassung von 1962 wurde 1969 ausgesetzt und 1972 abgeschafft. 1973 wurde in einer weiteren Verfassung eine parlamentarische Demokratie im Einklang mit dem Koran erstellt. Eine Sharia Gerichtsbarkeit und ein ‚Council of Islamic Ideology‘ wurden geschaffen.
Die Verfassung von 1973 legte in § 25 A das Recht eines jeden Kindes auf Bildung fest: „Der Staat stellt allen Kindern in Alter von fünf bis sechzehn Jahren unentgeldlichen und obligatorischen Unterricht in der vom Gesetz festgelegten Form zur Verfügung.“
Ein Staatsstreich setzte 1977 die Verfassung von 1973 außer Kraft. 1985 wurde sie jedoch wieder hergestellt mit der 8. Änderung, die eine Machtverlagerung vom Parlament zum Präsidenten festlegte. 2004 wurde mit der 9. Änderung der Parlamentarismus festgeschrieben. Im Jahr 2010 wurde schließlich die Staatsform der parlamentarischen Republik erreicht.
Die Islamische Republik Pakistan ist föderal gegliedert und setzt sich aus den Provinzen Belutschistan, Khyber Pakhtunkhwa, Punjab und Sindh zusammen, die jeweils eine eigene, vom Volk gewählte Provinzversammlung haben. Das Hauptstadtterritorium Islamabad wird unmittelbar von der pakistanischen Zentralregierung verwaltet, ebenso das unter pakistanischer Kontrolle stehende Gilgit-Baltistan in der von Indien beanspruchten Region Kaschmir. Zu letzterer gehört auch das teilautonome Gebiet Asad Jammu und Kaschmir.
Politische Lage in Pakistan
Politische Instabilität ist ein Merkmal Pakistans von Anfang an. Bereits am 27. Oktober 1958, also 11 Jahre nach der Staatsgründung, fand der erste Militärputsch statt (General Muhammad Ayub Khan). Dieser Militärregierung folgten im Verlauf der Zeit weitere nicht-demokratische Regimes (1977 – 1988 sowie 1999 – 2008), was der Entstehung einer starken und widerstandsfähigen Zivilgesellschaft entgegen stand.
Die Spannungen zwischen Indien und Pakistan bestehen bis heute fort. Hauptstreitpunkt ist die Frage, welchem der beiden Staaten die Provinz Kaschmir zusteht. Verschärft wird eine potentielle Gefahr dadurch, dass sowohl Indien als auch Pakistan über Atomwaffen verfügen.
Aber nicht allein die Streitigkeiten mit Indien, die noch aus der britischen Kolonialherrschaft resultieren, beeinflussen die Politik des Landes, auch Pakistans geografische Lage stellt ein hohes Konfliktpotential dar.
Außer der Grenze zu Indien, hat Pakistan im Westen mit Iran und Afghanistan und im Norden mit China weitere Nachbarn, die in den vergangenen Jahrzehnten Schwerpunkte weltweiter ideologischer, machtpolitischer und nicht zuletzt auch kriegerischer Auseinandersetzungen waren.
Die nördlichen Provinzen Pakistans, Wasiristan und die unter Bundesverwaltung stehenden Stammesgebiete, sind von der pakistanischen Zentralregierung kaum zu kontrollieren und
gelten als Rückzugsgebiete bewaffneter Gruppen mit unterschiedlichen Zielsetzungen.
Die innenpolitischen Probleme seit der Staatsgründung 1947 verstärkten sich zusätzlich durch
die besondere geografische Ausgangslage der Islamischen Republik Pakistan:
Der Staat bestand ursprünglich aus zwei Teilen, West- und Ostpakistan, die 1500 km von einander entfernt waren. Dies führte zu Spannungen und Konflikten über die Verteilung politischer und ökonomischer Macht und endete schließlich in militärischen Auseinandersetzungen, bei denen die ostpakistanischen Separatisten von der indischen Regierung unterstützt wurden. Schließlich erkämpfte sich der östliche Teil der Republik 1971 die Unabhängigkeit unter dem Namen Bangladesch.
Klima
In Pakistan herrscht überwiegend kontinentales Trockenklima, das durch heiße Sommer und kühle Winter geprägt ist. So liegt die durchschnittliche Tagestemperatur bei etwa 35 bis 36 Grad Celsius. Im Punjab werden Höchstwerte bis 45 Grad Celsium erreicht, an der Küste bis 30 Grad Celsius.
Wie schon im Jahr 2010, zerstörte auch die Flutkatastrophe im Sommer 2022 riesige landwirtschaftlich genutzte Flächen, dazuhin Häuser, Brücken, Straßen und andere Transportwege und forderte circa 1700 Todesopfer. Mehr als 33 Millionen Menschen waren ohne Unterkunft. In den folgenden Wochen starben viele Menschen an Krankheiten wie Malaria, Durchfallerkrankungen und Dengue-Fieber.
Die zunehmende Stärke der Niederschläge und die stärker abschmelzenden Gletscher im Himalaya erhöhen die Überschwemmungsgefahr erheblich.
Sicher tragen auch regulierte Flussbetten, die Abholzung weiter Flächen und planlos gebaute Städte zum Ausmaß der Flutkatastrophe bei. Fakt ist jedoch, dass Pakistan weniger als ein Prozent des weltweiten CO2 ausstößt. Trotzdem liegt es weltweit an achter Stelle der vom Klimawandel betroffenen Staaten.
Bevölkerung
Pakistan steht mit einer Bevölkerung von mehr als 212 Millionen Einwohnern weltweit an 6. und mit einer Landfläche von ca. 800.000 Quadratkilometern an 36. Stelle.
Das Land ist geprägt von ethnischer Vielfalt. Die sechs größten Gruppen bilden (im Jahr 2021) die Pandschabi mit einem Anteil von ca. 44,7%, die Paschtunen (15,4%) und Sindhi (14,1%), gefolgt von Saraiki (8,4%) und Muhajir (7,6%) sowie den Belochi (3,6%). Andere ethnische Gruppen sind auf 6,2% der Bevölkerung verteilt.
In den verschiedenen ethnischen Gruppen werden über 50 Sprachen im Land gesprochen. Urdu ist die offizielle Landessprache und wird von mehr als 80% der Bevölkerung verstanden. Urdu und Englisch sind die beiden Amtssprachen.
Soziale Lage
Pakistan zählt auch heute noch, gemessen an der Wirtschaftskraft, zu den armen Ländern, trotz etlicher Fortschritte in den vergangenen Jahrzehnten. So betrug das Bruttoinlandsprodukt pro Kopf im Jahr 2022 circa 1.658 US$, im Vergleich zu etwa 48.527 US$ in Deutschland.
Die pakistanische Wirtschaft ist noch stark agrarisch geprägt. So sind im primären Sektor (Landwirtschaft) 36,7 % der Beschäftigten tätig, im sekundären Sektor (Industrie) 25,3 % und im tertiären Bereich, den Dienstleistungen, beträgt die Quote 38 % (Stand 2019).
Viele Beschäftigungsverhältnisse liegen im informellen Sektor, z.B. als Tagelöhner, was unter anderem zur Folge hat, dass nahezu 30 % der arbeitenden Bevölkerung als arm gelten.
Kinderarbeit ist häufig anzutreffen, da das Einkommen der Eltern für den Unterhalt der Familie oft nicht ausreicht.
Unterernährung vieler Menschen und hohe Kindersterblichkeit sind Kennzeichen der Unterentwicklung.
Die Besitzverhältnisse auf dem Land sind häufig noch feudal strukturiert. Circa 5 % der Bevölkerung besitzen 64 % der landwirtschaftlichen Fläche. Die eigentliche Landarbeit wird meist von besitzlosen Arbeiterfamilien erledigt, die über so gut wie keinen politischen Einfluss verfügen und von den Land-besitzern abhängig sind. Die Frage einer umfassenden Landreform steht seit Jahrzehnten im Raum, lässt sich aber aufgrund der politischen Machtverhältnisse kaum einvernehmlich lösen, da z.B. viele Regierungsmitglieder selbst aus den Familien von Großgrundbesitzern stammen.
Eine ausgeprägte Landflucht als Folge der feudalen Sozialstruktur verstärkt die Massenarbeitslosigkeit in den städtischen Ballungsräumen.
Pakistans Handelsbilanz ist ungünstig, da das Land die meisten Rohstoffe einführen muss, vor allen Öl und Gas, ebenso wie Maschinen und technische Geräte. Als wichtigstes Exportprodukt gelten Baumwolle und Textilien.
Investitionshemmnisse, besonders auch für ausländische Investoren, sind die weitverbreitete Korruption, eine oft unzureichende Infrastruktur und die als instabil gesehene politische Lage des Landes.
Die Corona-Pandemie in den vergangenen Jahren hat zudem die Inflationsrate in die Höhe schnellen lassen und zu einer steigenden Staatsverschuldung geführt, sodass die wirtschaftlichen und damit auch sozialen Probleme vermutlich weiterhin bestehen bleiben.
Während viele der genannten Schwierigkeiten durch innenpolitische Reformen zu lösen wären, erfordern die zunehmend spürbaren Folgen des Klimawandels ein solidarisches internationales Handeln.
Obwohl Pakistan weniger als 1 Prozent des weltweiten CO2 ausstößt,
steht es an achter Stelle der vom Klimawandel betroffenen Staaten.
Für die arme Bevölkerung werden die Aussichten auf eine bessere Zukunft immer geringer, wenn die Industriestaaten sich ihrer Verantwortung als Hauptverursacher des Klimawandels entziehen.
Bildung und Bildungssystem
Laut Verfassung von 1973 steht jedem Kind in Pakistan eine kostenlose Grundbildung zu.
Die hohe Zahl an Analphabeten zeigt jedoch, dass dieser Anspruch nicht in die Realität umgesetzt
wird. So konnten im Jahr 2018 nur 46,5 % der Frauen und 71,1 % der Männer lesen und schreiben.
Das Schulsystem baut sich folgendermaßen auf:
nicht, dass 40% eine Hochschulzulassung erwerben, sondern dass sie bereits vorher die
Schule verlassen haben. Besonders in ländlichen Regionen ist die Abbruchquote bei Mädchen
extrem hoch, da deren Bildung weniger Wert zugemessen wird. Hinzu kommt besonders in ärmeren Wohngebieten häufig auch die Angst vieler Eltern vor einer nicht sicheren Schulumgebung, z.B. durch einen zu weiten Schulweg, auf dem die Kinder nicht geschützt sind.
In urbanen Armutsgebieten werden dazuhin Kinder früh zum Arbeiten eingesetzt, um das Überleben der Familie zu sichern.
Im internationalen Vergleich stellt der Staat zu wenig Geld für Bildung zur Verfügung. Während
im Jahr 2017 im OECD-Durchschnitt 4,9% des BIP für die Bildung ausgegeben wurden, waren
es in Pakistan nur 2,9%.
Auch das Verhältnis von SchülerInnenzahl je Lehrkraft ist in Pakistan wesentlich ungünstiger als
in Deutschland. Während in Deutschland in der Primarstufe durchschnittlich je 16 SchülerInnen
pro Lehrkraft gerechnet werden (gleiches gilt für die Sekundarstufe), beträgt dieses
Zahlenverhältnis in Pakistan 1:44 (Primarstufe) und 1:20 (Sekundarstufe).
Die pakistanische Lehrerausbildung ist reformbedürftig. An den Universitäten gibt es häufig
überhaupt keine Lehrstühle für eine qualifizierte Ausbildung des Lehrpersonals, und die
vermittelten Inhalte entsprechen häufig nicht den Anforderungen der heutigen Zeit.
Zentraler Aspekt der Ausbildung ist das Auswendiglernen. Kompetenzen zur Problemlösung
und Kommunikationsfähigkeit werden meist nicht trainiert.
Der geringe Verdienst pakistanischer LehrerInnen, der häufig kaum zum Überleben reicht, und
die mangelhafte Ausstattung vieler öffentlicher Schulen verhindern, dass die laut Verfassung
allen Kindern und Jugendlichen zustehende Grundbildung umgesetzt wird. Häufig erscheinen
Lehrer an staatlichen Schulen nicht zum Unterricht, weil sie an anderer Stelle für ihren
Lebensunterhalt arbeiten müssen.
Private Schulen erheben zur Finanzierung ein Schulgeld, das von vielen Eltern nicht
aufgebracht werden kann.
Eine Bildungsmöglichkeit für Kinder aus armen Bevölkerungsschichten stellen die kostenlosen
Koranschulen (Medressen) dar, die jedoch vom Staat nicht ausreichend kontrolliert werden.
Karachi
Karachi ist die größte Stadt Pakistans und zählt mit nahezu 30 Millionen Einwohnern zu den größten Städten weltweit. Außerhalb der Kernstadt ist Karachi kein zusammenhängendes Stadtgebiet, sondern eher mit einer kleinen Provinz von der Größe des Saarlandes vergleichbar.
Karachi ist ein Schmelztigel vieler Ethnien, Sprachen und Religionen. Im Zuge der Staatsgründung Pakistans 1947 wurde Karachi die Hauptstadt des Landes. 1959 ging allerdings diese Funktion auf Islamabad über. Karachi ist heute die Hauptstadt der Provinz Sind.
Klima
Karachi liegt im Süden des Landes am Arabischen Meer, am Rand der tropischen Klimazone.
Die Wintermonate sind mit Durchschnittstemperaturen um die 20 Grad Celsius angenehm warm und meist trocken, die Sommermonate (ab März) allerdings heiß, oft deutlich über 40 Grad Celsius mit steigender Tendenz und durch die Monsunregen auch feucht. Die zunehmende Stärke dieser Niederschläge erhöht die Überschwemmungsgefahr erheblich.
Wirtschaftliche Bedeutung
Die Region um Karachi ist seit Jahrtausenden besiedelt. Es wird vermutet, dass Alexander der Große bei seinen Zügen nach Indien hier seine Flotte stationiert haben könnte.
Schon während der britischen Kolonialzeit war Karachi ein bedeutender Hafen. Heute ist die Stadt das wirtschaftliche, kulturelle und Produktionszentrum Pakistans. Im Jahr 2021 wurden ca 35 % der Steuereinnahmen des Landes hier erwirtschaftet, sowie ca. 25 % des gesamten Bruttosozialprodukts. Das durchschnittliche Pro-Kopf-Einkommen ist vier- bis fünfmal so hoch wie im Landesdurchschnitt.
Nahezu alle großen Unternehmen und Banken des Landes sowie Niederlassungen internationaler Konzerne haben ihren Sitz in Karachi. Die Stadt ist Standort wichtiger Universitäten, Hochschulen und Business Schools.
Bekannte Sehenswürdigkeiten sind Mohatta Palace, das Mausoleum für den Staatsgründer Jinnah, die Frere Hall und viele sehenswerte Bazare und Straßenmärkte.
Soziale Lage
Trotz der wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung der Stadt für das ganze Land gibt es viele ungelöste Probleme, angefangen bei der unzureichenden Verkehrsinfrastruktur, der ungeregelten Abfall- und Abwasserentsorgung bis hin zum Fortbestand großer Siedlungsgebiete praktisch ohne jede kommunale Infrastruktur. Diese Ansiedlungen auf unbebautem Land waren seit 1950 durch die Regierung erlaubt worden, um Flüchtlinge aus anderen Provinzen oder Indien, die kurz nach der Unabhängigkeit zuzogen, irgendwie unterzubringen. Die ‚Nusrat Bhutto Colony‘ in der sich die Maan Jee School befindet, gehört zu einer solchen Ansiedlung. Sie entstand allerdings erst ab den 1980er Jahren nach Beginn des russischen Angriffskrieges in Afghanistan. Menschen aus den nördlichen, an Afghanistan grenzenden Provinzen, die sich ethnisch nicht von Bewohnern des südlichen Afghanistans unterschieden (Pashtunen), flohen nach Karachi um dort Schutz und Arbeit zu finden.
Noch heute wohnt beinahe die Hälfte der Bevölkerung Karachis in solchen ‚wild‘ erbauten Stadtteilen ohne ausreichende Wasser- und Energieversorgung, in denen Schulen, Krankenhäuser und andere Infrastruktur fehlen. Aufgrund mangelnder Instandhaltung und Überwachung der Abwasserkanäle forderte die Flutkatastrophe im Sommer 2022 besonders viele Opfer in den ehemals geduldet entstandenen Siedlungen.
Eine hohe Rate an Gewaltkriminalität entstand in Karachi in der Folge des sowjetisch-afghanischen Krieges in den 1980er Jahren, als unkontrolliert große Mengen an Waffen ins Land strömten. Diese Entwicklung wurde seit einigen Jahren erfolgreich gestoppt, sodass Karachi inzwischen im weltweiten Kriminalindex vom traurigen 6. Platz im Jahr 2014 auf Platz 144 gefallen ist (Numbeo Crime Index 2023). Dies hat unter anderem zur Folge, dass seit 2015 die Immobilienpreise stiegen und sich inzwischen vielerorts gehobene Geschäfte und Restaurants etablieren konnten.